Ich habe den Beitrag mit Andreas Schleicher begonnen und greife gerne Auszüge aus seinem Vorwort mit dem Untertitel „was dieses Buch einzigartig macht…“ auf:
Wir leben in einer Welt, in der Dinge, die leicht zu lernen und zu testen sind, auch leicht digitalisiert und automatisiert werden können. Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen – Google weiß ja schon alles -, sondern für das, was wir mit dem was wir wissen tun können. In der Zukunft geht es darum, die künstliche Intelligenz von Computern mit den kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten und Werten von Menschen zu verknüpfen. Erfolg in der Bildung heißt heute nicht nur Sprache, Mathematik oder Geschichte, sondern ebenso Identität, Handlungsfähigkeit und Sinnhaftigkeit. Es geht darum, Neugier und Wissensdurst zu wecken – den Intellekt für Neues zu öffnen, es geht um Mitgefühl – die Herzen zu öffnen, und es geht um Mut, die Fähigkeit unsere kognitiven, sozialen und emotionalen Ressourcen zu mobilisieren. Das werden auch unsere besten Waffen gegen die größten Bedrohungen unserer Zeit sein – Ignoranz – der verschlossene Verstand, Hass – das verschlossene Herz, und Angst – der Feind von Handlungsfähigkeit.(…)
Das führt uns zu der schwierigsten Frage in der Bildung: Es geht um die Wertorientierung von Bildungsprozessen. Werte waren schon immer von zentraler Bedeutung für die Bildung, aber es ist an der Zeit, dass sie von impliziten Bestrebungen zu expliziten Bildungszielen und -praktiken werden, damit sie uns helfen, uns von situationsbedingten Wertesystemen – d.h. “Ich tue, was immer eine Situation mir erlaubt” – zu nachhaltigen Wertesystemen zu entwickeln, die Vertrauen und soziale Bindungen stärken. Wo Bildung den Menschen kein solides Fundament bietet, werden viele versuchen, Mauern zu errichten, egal wie selbstzerstörerisch das ist.
Die Quintessenz ist, dass wir, wenn wir der technologischen Entwicklung voraus sein wollen, die Qualitäten finden und verfeinern müssen, die einzigartig für uns Menschen sind, und die Fähigkeiten, die wir in unseren Computern geschaffen haben, ergänzen und nicht mit ihnen konkurrieren. Die Aufgabe von Bildung ist, Menschen erster Klasse zu entwickeln, keine Roboter zweiter Klasse. Future Skills hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Zukunftskompetenzen systematisch zu erarbeiten. Was dieses Buch aber einzigartig macht, ist die Qualität eines echten Praxisbuchs. Damit können Lernende und Lehrende zu Entfaltenden der eigenen Potenziale und zu Zukunftsgestaltenden werden. Für und bei sich selbst. In Teams, in Organisationen, in der Gesellschaft.
Thomas Sattelberger (STS BMBF) stellt in seinem Vorwort einen Bezug zur Schule so her:
Leistungsstandards und Abschlüsse werden uns noch lange Zeit begleiten. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst machen, was Schule eigentlich sein soll: ein Biotop für die Unterschiedlichkeit von Begabung! Wer über Future Skills spricht, darf nicht vergessen: Skills entstehen nie im luftleeren Raum. Ihr Erwerb ist eingebettet in ein soziales Interaktionsgefüge: Zum einen in den Entwicklungsprozess der Institution Schule selbst. Zum anderen in Entwicklung, Teilhabe und Teilnahme sowie Ansprüche diverser Stakeholder außerhalb von Schulgebäuden und Lernorten. (…) Es braucht die Propheten der Zukunft, die Überzeugungstäter in der Bildung, die Prototypen-Pioniere neuer Bildungswelten. Und die Autorinnen und Autoren dieses Sammelwerks gehören alle dazu.
Mein Fazit
Mir gefällt das Buch. Es ist kein Lehrbuch und lädt zum Entdecken ein. Man muss das Buch nicht „von vorne bis hinten“ lesen. Im Gegenteil: Ich habe mich über die Überschriften führen lassen. Man schnappt in den sozialen Netzwerken ja das eine oder andere Stichwort auf: „New Work“, „Change“, „Resilienz“, „Design Thinking“, „Frei-Day“, „Storytelling“ u. v. m.
In diesem Praxisband gelingt den Autor*innen ein Einstieg in die jeweiligen Themenschwerpunkte. Anschauliche Abbildungen erleichtern das Verständnis. Hilfreich und praktisch sind die in fast jedem Beitrag vorgestellten Tools. Wer sich in die in sich abgeschlossenen Schwerpunkte weiter reinfuchsen will, findet eine umfangreiche Literaturliste vor.
Somit eignet sich das Buch sowohl für einen Einstieg wie auch für eine Vertiefung in die Vermittlung von Future Skills. Und wer von diesen Kompetenzen noch nie etwas gehört hat, bekommt nach der Lektüre eine erste Ahnung…
… Stay tuned …
Update (07.02.2023): Susanne Mey: Vortrag: Future Skills mit Prof. Dr. Ehlers
Update (01.10.2024):
Die Arbeit von morgen wird von Menschen erbracht werden, die heute noch Kinder sind. Während ihrer Ausbildung verändert sich die Welt laufend, schnell und radikal – wegen der Digitalisierung, aber auch durch Klimawandel, Migration und globale Ressourcenverteilung. Wie und was sollten Kinder und Jugendlichen heute für morgen also lernen? Wir haben einen Ökonomen gefragt
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