Schulpolitik

Fünf Jahre nach Verabschiedung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ beschließt die 376. Kultusministerkonferenz die ergänzende Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt”. Die Ergänzung vertieft einzelne Aspekte der Strategie, reflektiert die Erfahrungen aus der Phase der Pandemie und stellt die Bedeutung der Unterrichtsqualität und Schulentwicklung beim Einsatz neuer Technologien heraus. Mit der ergänzenden Empfehlung wird der Fokus auf die notwendigen digitalen Schulentwicklungsprozesse und auf die Qualifizierung der Lehrkräfte in didaktischer und technischer Hinsicht gelegt. Das Ziel ist, die Qualität des Unterrichts zu verbessern.

Während der einjährigen Genese der Empfehlung hat eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich unter anderem auch die Stellungnahmen von Fachverbänden und wissenschaftlichen Expertinnen und Experten eingeholt. Zudem floss die Ad-hoc-Stellungnahme der Ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zur Weiterentwicklung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ in den Empfehlungstext ein.

Hier ein Auszug aus den Empfehlungen:

  • Einsatz von digitale Medien und Werkzeugen, die der Individualität und Kreativität der Lernenden gerecht werden.
  • Schaffung digitaler Möglichkeiten, die ein tieferes Verständnis beziehungsweise erweiterte Funktionen der Lerngegenstände ermöglichen, wie beispielsweise Simulationen, dynamische Modellierungen oder kollaboratives Problemlösen unter Einbindung verschiedener Expertisen und gegebenenfalls Lernorte.
  • Nutzung computergestützter, interaktiver und sanktionsfreier Rückmeldungssysteme für das Feedback
  • Einführung neuer Prüfungsformate, die neben den fachlichen Kompetenzen verstärkt Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation mit einbeziehen.
  • Einführung einer datengestützten Schulentwicklung auf der Grundlage eines Informationsmanagementkonzepts.
  • In der beruflichen Bildung sind digitale Technologien zur Weiterentwicklung des Zusammenwirkens der Lernorte und der besseren Verknüpfung berufsschulischen, betrieblichen und überbetrieblichen Lernens zu nutzen.
  • Landesinstitute werden beauftragt, Konzepte für eine digital unterstützte Gestaltung eines individualisierten Unterrichts zu entwickeln und allen Schulen zur Verfügung zu stellen.
  • Die drei Phasen der Lehrerbildung sind zu verknüpfen, wobei theoretische sowie empirische Einsichten im Kontext fortschreitender Digitalisierung mit Praxiserfahrungen integriert werden.

Wie kann eine Umsetzung gelingen?

Ideen, Konzepte, Meinungen

Jöran Muuß-Merholz

 Im Interview „Wir unterschätzen bisweilen die langfristige Veränderungspricht sich Jöran Muuß-Merholz für eine neue Lernkultur aus, die das Selbstdenken in den Mittelpunkt stellt. Politischen Bildnerinnen und Bildnern empfiehlt er im Umgang mit digitalen Medien, viel auszuprobieren, von anderen zu lernen und nicht nur auf die kurzfristigen Entwicklungen durch die Digitalisierung zu achten.

Was kann die politische Bildung aus den Debatten und Erfahrungen im Bereich digitalen Bildung lernen? Welchen Beitrag muss sie heute leisten, damit Menschen politische Situationen analysieren und gestalten können? Und ist unser Bildungssystem angesichts der Digitalisierung noch zeitgemäß? Ein Interview mit Jöran Muuß-Merholz.

Felicitas Thiel-Olaf Köller

Lernen aus der Corona-Krise? Die Kultusminister wollen ihre Digital-Strategie noch dieses Jahr updaten. Zum Glück haben sie erst mal die Bildungsforschung um Rat gebeten. Felicitas Thiel und Olaf Köller sagen, was die Politik jetzt tun sollte – und warum wir die Debatte über digitale Bildung noch mal ganz von vorn anfangen sollten.

Die beiden Bildungsforscher waren als Mitglieder der Ständige Wissenschaftliche Kommission (Stäwiko) beteiligt, die Kultusministerkonferenz bei ihrer geplanten Änderung der 2016 verabschiedeten Strategie “Bildung in der digitalen Welt” zu beraten.

Sie wurden in einem Blogbeitrag von dem bekannten Journalisten und Onlineblogger Jan-Martin Wiarda interviewt.

Großer Schub oder kleiner Schubs?

Prof. Birgit Eickelmann gibt Antworten auf die Frage, ob und wie die „Corona-Krise“ zur Initialzündung für digitalere Schulen in Deutschland werden kann.

In der Pandemiezeit sind Unterricht und Lernmethoden an deutschen Schulen digitaler geworden. Doch was bleibt davon übrig? Was braucht es für eine nachhaltige Digitalisierung? Befürchten Sie nach der Pandemie eine Rückkehr zu alten Methoden? Was sind zentrale Gelingensfaktoren für die Digitalisierung unserer Schulen?

Darüber hat das Online-Magazin schulmanagement mit Prof. Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn gesprochen.

Sie war darüber hinaus an dem neben stehenden Impulspapier beteiligt …

Ministerium für schule und Bildung (NRW)

 Mit dem vorliegenden Impulspapier II werden vier zentrale Entwicklungsbereiche für die schulische Arbeit und die Weiterentwicklung von Unterricht bzw. schulischen Lehr- und Lernprozessen in der digitalen Welt fokussiert:

  • Umsetzung und stetige Weiterentwicklung des schulischen Zukunftsbildes in gemeinsamer Verantwortung
  • Persönlichkeitsentwicklung, Lebens-/Arbeitswelten und Lernen der Schülerinnen und Schüler als zentrale Bezugspunkte
  • Zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und schulischen Lernprozessen
  • Veränderte Rollen und kontinuierliche Professionalisierung von Lehrkräften

 

Positionspapiere

#Digitalitaet20 - Schule neu denken

Schulische Tranformationsprozesse gemeinsam anstoßen Auswertung des Barcamps #schuleneudenken

Ziel des Barcamps #schuleneudenken im Juni 2020 war es, Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen im Kontext einer neuen Lehr- und Lernkultur an Schulen zusammen zu tragen und gleichzeitig ein breites Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich das Verständnis von Bildung unter den Bedingungen der Kultur der Digitalität grundsätzlich verändert. Wenn Schule und Unterricht weiterhin auf einer stabilen „Vorstellung von Lernen als Weitergabe von bereits bestimmtem Wissen und Vermittlung bestehender Kultur, Bedeutung und Regeln an isolierte Individuen“ (Allert/Asmussen/Richter 2017, 49) basieren, können sich Lehr- und
Lernprozesse auch im Kontext von Digitalisierung nur an der Oberfläche verändern.

Diese Website dokumentiert die Impulse, die zum Online-Barcamp #SchuleNeuDenken am 20. Juni 2020 eingereicht wurden.

Dazugehörige Presseerklärung der Beauftragten der Bundesregierung für Digitalisierung (Dorothee Bär (CDU))

Stefan Applis (Uni Münster)

Bildung in der digitalen Welt | Mehr als eine Pädagogik & Didaktik der Skills und Anwendungskompetenzen

Stefan Applis stellt in seinem Beitrag ein kritisches Positionspapier von Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft und verwandten Disziplinen vor und nimmt Bezug zur KMK-Veröffentlichung. Ebenso beteiligt haben sich Personen und Initiativen aus Bildungspolitik, Bildungspraxis und weiteren bildungsrelevanten Tätigkeitsfeldern. Die Unterzeichnenden seien weder gegen den Einsatz digitaler Technologien in Bildung an sich, noch relativieren sie die Notwendigkeit einer systematischen Transformation des Bildungssystems angesichts der wachsenden Technologisierung unserer Gesellschaft. Vielmehr gehe es ihnen darum, das Bildungssystem stark genug zu machen, um den Herausforderungen der digitalen Welt so kritisch-reflexiv wie möglich begegnen zu können.

Darüber hinaus weist sein Beitrag noch eine Reihe weiterer Literaturlinks aus.

Ines Bieler

Ines Biehler: Lernen & Lehren in der digitalen Welt – Gedanken zur KMK-Ergänzung vom 9.12.21